29
September
2020
|
10:21
Europe/Amsterdam

Enzyme: Katalysatoren für Energie

Lesedauer: 3 minuten

Wäre es nicht wunderbar, wenn wir eine Zaubertaste drücken könnten, mit der unsere alltäglichen Aufgaben in der Hälfte der Zeit erledigt sind, damit wir uns den Dingen widmen können, die uns wirklich wichtig sind? 

Bis wir eine magische Technik oder ein magisches Gerät entdecken, wird das Wäschewaschen allerdings immer Zeit in Anspruch nehmen. Vielleicht können wir uns damit trösten, dass wenigstens unser Körper kleine Helfer hat, die uns bei allen internen Aufgaben unterstützen …

Sie werden Enzyme genannt – ziemlich erstaunliche Proteine, die als Katalysatoren fungieren und viele chemische Prozesse ermöglichen und beschleunigen. Nehmen Sie beispielsweise die erwähnte Wäsche: Enzyme bewirken, dass wir mit Waschpulver Kleidung bei niedrigen Temperaturen waschen können, indem sie die Proteine in zähen Lebensmittelflecken aufbrechen.

Trotz ihrer Bedeutung erhalten Enzyme selten die gleiche Aufmerksamkeit wie andere Nährstoffe, zum Beispiel Vitamine oder Mineralstoffe. Während jeder schon von Vitamin C und Magnesium gehört hat, weiß kaum jemand, was Trypsin bewirkt.

Die Entdeckung und Funktion von Enzymen

Das moderne Verständnis von Enzymen ist auf bahnbrechende chemische Forschung zurückzuführen.  Eduard Buchner1, ein deutscher Wissenschaftler, entdeckte, dass Hefe gärt, auch wenn alle lebenden Hefezellen entfernt wurden. Er kam zu dem Schluss, dass Enzyme der Wirkstoff bei der Fermentation sind. Seitdem ist die Enzymforschung wesentlich für das Verständnis des menschlichen Körpers geworden.

Enzyme dienen als Katalysatoren für die Umwandlung von Energie, die dem Organismus noch nicht in verwertbarer Form vorliegt. Einige tun dies mithilfe anderer Substanzen, genannt Co-Enzyme, die speziell an „ihr“ Enzym binden und als Auslöser fungieren. Und so wie Co-Enzyme nur mit einem bestimmten Enzym funktionieren, ist jedes Enzym für eine spezifische Aufgabe verantwortlich. Auch wenn Enzyme an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt sind, werden wir uns in diesem Artikel auf die Rolle der Verdauungsenzyme konzentrieren.

Verdauungsenzyme2 werden in verschiedenen Organen produziert: in den Speicheldrüsen (Amylase, Lipase), im Magen (Pepsin) oder in der Bauchspeicheldrüse (Trypsin). Zum Beispiel zersetzen Pepsin und Trypsin Proteine, Amylase macht Kohlenhydrate verwertbar und Lipase zielt auf Fette ab. Durch den Abbau dieser Makronährstoffe ermöglichen sie es Mikronährstoffen, wie Vitaminen und Mineralstoffen, durch die Darmwände in unser Blut zu gelangen. Ohne Enzyme würden diese Mikronährstoffe einfach unser System passieren, ohne absorbiert zu werden. Enzyme sind daher für unser Nährstoffgleichgewicht unerlässlich.

Essentielle Enzyme

Heute wissen wir, dass weniger nahrhafte, oft verarbeitete Lebensmittel, Stress, eine Lebensweise, die viel Sitzen beinhaltet, und auch chronische Sorgen mit einer potenziellen Zunahme von stressbedingten Entzündungen in unserem Körper verbunden sind. Enzyme können helfen, diese stressbedingten Entzündungen zu verringern, und es hat sich zum Beispiel gezeigt, dass sie mit Osteoarthritis verbundene Schmerzen3 reduzieren können. Darüber hinaus sind Enzyme starke Antioxidantien, die das Ausmaß von durch freie Radikale verursachten Gewebeschäden reduzieren können.

Immer mehr Forschungsergebnisse legen nahe, dass mit zunehmendem Alter Enzyme möglicherweise nicht mehr richtig funktionieren können, insbesondere wenn wir an einer chronischen Erkrankung leiden4. Eine ausgewogene Ernährung, die alle notwendigen Vitamine und Nährstoffe enthält, hilft Enzymen dabei, effizient zu funktionieren.

Während verdauungsbedingte Symptome wie Luft im Bauch oder Blähungen manchmal mit einem Enzymmangel zusammenhängen, ist die Forschung bezüglich dieses Zusammenhangs noch nicht schlüssig. Solche Symptome können mit einer Pankreasinsuffizienz zusammenhängen, aber sie können auch durch Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder eine unausgewogene Ernährung verursacht werden. Es kann eine Überlegung wert sein, die Ernährung umzustellen, und wenn das nichts bringt, können Sie mit ein paar einfachen Schritten Ihre Enzymzufuhr erhöhen.

Erhöhung Ihrer Enzymzufuhr

Wenn Sie mehr von diesen wichtigen Helfern in Ihr System bekommen wollen, steht eine Vielzahl von Enzym-reichen Lebensmitteln zur Auswahl. Besonders wirksam sind rohe oder fermentierte Lebensmittel, denn Enzyme sind sehr hitzeempfindlich und in gekochten Lebensmitteln bereits zerstört.

Obst ist immer gut. Papaya und Ananas enthalten die Enzyme Papain und Bromelain, die im Körper entzündungshemmend wirken können. Fermentierte Lebensmittel verfügen über viele aktive Enzyme: Gewürzgurken, traditioneller asiatischer Kimchi-Salat, Getränke wie Kombucha und Kefir sowie Joghurts sind gute Quellen. Versuchen Sie, fermentierte Getränke mit Obst zu einem Smoothie zu kombinieren – ein erfrischendes Getränk, das Ihnen neben wertvollen Enzymen auch viele Vitamine liefert.

Eine gesunde Vitaminzufuhr ist wichtig, weil viele Co-Enzyme aus Vitaminen gewonnen werden. Eine auf Bio-Vollwertkost basierende Ernährung, einschließlich aller essentiellen Makro- und Mikronährstoffe mit möglichst wenig verarbeiteten Komponenten, trägt dazu bei, Ihren Enzymspiegel und damit Ihr allgemeines Wohlbefinden zu steigern.

  1. https://www.nobelprize.org/prizes/chemistry/1907/buchner/facts/ []
  2. https://en.wikipedia.org/wiki/Digestive_enzyme []
  3. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4089899/ []
  4. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2210833515000672 []

Weitere Wellnessthemen